Produktion und Innovation - unsere Zukunft
Produktion und Innovation - damit trägt die Chemie zum Gemeinwohl und zu unser aller Nutzen bei.
Manchmal ist es für Nichtchemiker schwierig, das nachzuvollzuziehen und im Alltag wahrzunehmen. In dieser kurzen Einleitung werden wir Dir einige Gebiete aufzeigen, die mit der Rolle der Chemie in unserem Wirtschaftsleben zu tun haben. Klicke hier zu einer PowerPoint Präsentation als Einführung in dieses Thema.
Zahlen und Fakten: Die chemische Industrie - eine unbekannte Größe?
Kennst Du Firmen aus dieser Branche? Wahrscheinlich ist Dir BASF als ein weltweiter Konzern ein Begriff - wahrscheinlich kennst Du aber nicht Fischer Galvanik das ein viel kleinerer Betrieb ist. Würdest Du Fresenius SE als ein chemisches Unternehmen ansehen?
Was sagen Dir die folgenden Zahlen über die Rolle der chemischen Industrie und ihrer verwandten Zweige (zum Beispiel pharmazeutische Industrie) in Europa?
- Es gibt in Europa etwa 29,000 chemische und pharmazeutische Betriebe, 90% davon sind Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU)
- Diese Betriebe geben 1,84 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz, das sind 6% des gesamten Arbeitskräftepotentials in der produzierenden Industrie; fast 50% davon arbeiten in KMU.
- Allein die Produktion von Stoffen gibt 1,26 Millionen Menschen Arbeit
Diese Industrie ist also groß und bedeutend, wahrscheinlich sogar wichtiger als Du annimmst. Wir bezeichneten sie als „unbekannte Größe", weil viele Leute Betriebe, die Kosmetika, Medikamente, Plastik, Baumaterialien, Gesundheitsprodukte und medizinische Geräte herstellen, nicht als chemische Betriebe einordnen würden - und trotzdem stellen sie alle Produkte her, die in irgendeiner Phase ihrer Herstellung oder Verwendung mit Chemie zu tun haben.
Du findest mehr Zahlen und Fakten, die jährlich aktualisiert werden, auf der Webseite des European Chemical Industry Council (CEFIC): http://www.cefic.org/factsandfigures/
Grundlegene Informationen über die chemische Industrie in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhälst Du, wenn Du auf den Namen des Landes klicken.
Das Image der Chemie - macht die Chemie Probleme oder trägt sie zu Lösungen bei?
Eine CEFIC-Untersuchung, die 2008 veröffentlicht wurde, zeigt, was die Europäerinnen und Europäer über Chemie denken. Mit dieser Untersuchung misst CEFIC die öffentliche Meinung und nicht das Bild der Chemie, wie es in den Medien gezeichnet wird, das viel öfter negativ ist und Politiker stark beeinflusst.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie aus dem Jahr 2008 sind folgende:
- Die öffentliche Meinung über die chemische Industrie hat sich seit 2006 nicht verändert
- Von einem Land zum anderen gibt es starke Unterschiede in der Einstellung zur chemischen Industrie
- Vergleicht man die chemische Industrie mit anderen Industriezweigen, so ist ihr Ruf 2008 besser als 2008 - allerdings vor allem deswegen, weil die anderen Industriezweige in ihrer Popularität abgenommen haben
- Alter, Geschlecht und soziale Schicht spielen bei der unterschiedlichen Wahrnehmung der chemischen Industrie verantwortlich
- Die Öffentlichkeit scheint eine „Hassliebe" zur chemischen Industrie zu haben
- Eine durchgehend gleichartige "europäische öffentliche Meinung" gibt es nicht; es gibt nur ein Europa der öffentlichen Meinungen
- Die Öffentlichkeit weiß eher als vor 10 Jahren, dass sich die chemische Industrie zu "Responsible Care" bekennt. Nachhaltige Chemie und ... müssen hingegen noch besser vermittelt werden.
- Es gibt keine konkreten Ansätze zu einer Öffentlichkeitsarbeit, welche die öffentliche Forderung nach stärkeren Kontrollen für die chemische Industrie beeinflussen könnten.
Du kannst über diese Umfrage einen Bericht auf der CEFIC-Webseite lesen.
Wie denkst Du über die chemische Industrie? Hier findest Du zwei Filme, die Dir auf jeweils eigene Art zeigen, wo wir ohne Chemie hinkämen:
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Vivere senza chimica Ein Stummfilm, der von der Italienischen Chemieindustriegesellschaft (FEDERCHIMICA) in Auftrag gegeben wurde und der auf lustige Weise die Welt ohne Chemie darstellt. |
Was wäre, wenn alle Chemiker „den Bettel hinschmissen"? Ein Zeichentrickfilm in einfachem Französisch, der im Auftrag der Union des Industries Chimiques. Er beginnt mit dem Tag, an dem die Chemiker vom Schlechtmachen ihres Berufes die Nase so richtig voll haben.... All jene, die kein Französisch sprechen, können hier den gesprochenen Text in Ihrer Muttersprache oder in Englisch finden. |
Wenn Du mehr "Gedankenfutter" zu dieser Frage suchst, dann schaue auf dieser Webseite bei "Ohne Chemie geht nichts" nach. Dort findest Du Beispiele für die Bedeutung und den Nutzen chemischer Forschung und Entwicklung in unserem Alltag.
Von der Entdeckung im Labor zur Fabrik - ein großer Schritt
Chemische Prozesse sind beträchtlich anders, einerseits wenn sie im Schullabor durchgeführt werden, andererseits wenn sie das Stadium der industriellen Erzeugung erreichen. Viele chemische Reaktionen und Verfahren können im Schul- oder Hochschullabor nachvollzogen werden. Im industriellen Forschungslabor werden neue Verfahren zunächst in kleinem Maßstab erprobt. Wenn es dann an die industrielle Umsetzung im Tonnen-Maßstab geht, ist fast alles ganz anders: Da muss an Dinge gedacht werden, die im Labormaßstab kaum eine Rolle spielen:
- Ein Reagenzglas, das durch die Reaktionswärme heiß wird, kann man unter dem Wasserhahn abkühlen. Was passiert aber, wenn Du eine Tonne davon in einem großen Reaktor handhaben müssen, der sich rasch aufheizt? Ein Chemiker würde sagen, dass man die Reaktionstemperatur kontrollieren muss. Wie macht man das - hast Du eine Idee?
- Bei Schulexperimenten werden üblicherweise relativ "harmlose" Chemikalien verwendet. Einige nützliche Industrieprodukte können aber nicht ohne der Verwendung von gefährlichen Chemikalien als Zwischenstufen hergestellt werden - das ist ein kleineres Problem bei geringen Mengen, aber bei großen Mengen spielt das eine große Rolle. Man kann allerdings auch Tonnen von Materialien sicherer handhaben - durch eine sorgfältige und durchdachte Durchführung des Produktionsprozesses.
- Bei Schulexperimenten verwendest Du wahrscheinlich Ausgangsstoffe in geringen Mengen. Die sind leicht zu handhaben, genau wie das gewünschte Hauptprodukt und die meist nicht gänzlich vermeidbaren Nebenprodukte. In Schulversuchen sind die Abfallmengen gering. Aber stelle Dir mehrere Tonnen Ausgangsmaterial, Endprodukt und die entsprechend vielen Kilogramm oder Tonnen Abfall vor - Du brauchst eine völlig andere Infrastruktur, von der Anlieferung der Rohmaterialien in die Fabrik bis zu Lagerung oder Auslieferung des Endprodukts und der Abfallentsorgung am Ende des Produktionsprozesses. Da kommt die sogenannte „Nachhaltige Chemie" ins Spiel, die in der modernen Chemieproduktion eine immer wichtigere Rolle einnimmt. Die „sustainable chemistry", wie sie international heißt, ist eine Herausforderung für die Chemiker und hilft uns Rohmaterialien, Energieverbrauch und Abfallmengen zu reduzieren.
Zum Thema Kupfer werden einige dieser Überlegungen in Unterrichtsmaterialien vertieft und angewendet. Es geht darin um einfache Fallstudien, z. B. den Einsatz und die Erzeugung von Kupfer oder eine Modellfabrik zur Reinigung von Kupfermünzen.
Immer wieder erarbeiten die Chemikerinnen und Chemiker neue Ideen wie zum Beispiel die F3 Fabrik, die im SusChem-Projekt entwickelt wurde. Sie ist eine vielseitig verwendbare Modellfabrik für die Produktion einer großen Anzahl handelsüblicher Produkte.
Der Industrie bei der Arbeit zusehen: Gedanken zu Betriebsbesichtigungen
Die Chemie muss mit Grundwissen beginnen - einschließlich der Struktur von Stoffen, ihren Reaktionen und deren Gleichungen, die die Abläufe beschreiben. Das können wir in der Schule lernen. Aber wenn wir das Interesse an der Chemie aufrecht erhalten wollen, dann müssen wir früher oder später hinaus, um die „Chemie in Aktion zu sehen.
Das können wir tun, wenn wir chemische Betriebe besuchen, die oft gerne jungen Leuten ihre Anlagen zeigen, weil gerade diese jungen Leute später ihre Mitarbeiter werden könnten. Betriebe veranstalten Tage der offenen Tür und bieten Betriebs- und Bildungsbesuche an.